Deutsche Rechtschreibung bei der SDA Version 1. August 2007 (2)

Die SDA wendet grundsätzlich die seit 1. August 2006 gültige schulamtliche Rechtschreibung an. Bei (rein orthographischen) Varianten verwendet sie die herkömmliche Schreibweise. Grundlage ist der Duden Bd. 1, Die deutsche Rechtschreibung, 24. Auflage 2006. Abweichungen von der schulamtlichen Rechtschreibung betreffen Fälle, in denen die herkömmliche Schreibweise nicht mehr vorgesehen ist: Fremdwörter, ä-Schreibungen, „volksetymologische” Herleitungen, geographische Ableitungen und Ableitungen von Personennamen, Fälle der Gross-/Kleinschreibung sowie einige Einzelfälle. Andere häufig genannte neue Schreibweisen, bei denen keine Variante in herkömmlicher Schreibweise vorgesehen ist, sind:

auseinandersetzen (in allen Bedeutungen)
abwärtsgehen, aufwärtsgehen, vorwärtsgehen (in allen Bedeutungen)
abhandenkommen, zugutekommen, zunichtemachen
leidtun, nottun, pleitegehen, bankrottgehen
Rad fahren, ausser Acht lassen, in Acht nehmen
heute Abend, gestern Nacht, morgen Vormittag, auf Deutsch
im Argen liegen, im Trüben fischen, in Bezug auf, hungers sterben, es ist rechtens
Känguru, frittieren
Schifffahrt, Brennnessel, Glatttal, Stillleben, helllicht
so viel, zu viel, allzu viel, wie viel
umso, zurzeit, stattdessen, irgendetwas, irgendjemand, anhand


Die SDA wendet gemäss der Empfehlung der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK) die herkömmlichen, vor 1996 gültigen Schreibweisen an, wo sie in der schulamtlichen Rechtschreibung als Variante vorgesehen sind (Grundsatz „Bei Varianten die herkömmliche”). Die herkömmliche Variante ist leicht aus dem Duden zu ersehen; es ist die schwarz gedruckte.

Häufig genannte Beispiele für Schreibweisen mit einer herkömmlichen Variante sind:

aufwendig, Schenke (neu auch: aufwändig, Schänke)
nicht im mindesten, aufs äusserste gespannt sein (neu auch: Mindesten, Äusserste)
kennenlernen, bekanntgeben (neu auch: kennen lernen, bekannt geben)
recht haben/behalten/geben/tun, hierzulande, zuleide (neu auch: Recht, hier zu Lande, zu Leide)
achtgeben, haltmachen, masshalten (neu auch: Acht geben, Halt machen, Mass halten)
hochachten, kleinschneiden, fertigstellen (neu auch: hoch achten, klein schneiden, fertig stellen)
alleinerziehend, allgemeinbildend (neu auch: allein erziehend, allgemein bildend)
grauenerregend, ratsuchend, zeitraubend (neu auch: Grauen erregend, Rat suchend, Zeit raubend)
langgestreckt, selbstgebacken (neu auch: lang gestreckt, selbst gebacken)
leichtverständlich, schwerkrank (neu auch: leicht verständlich, schwer krank)
8fach, das 8fache (neu auch: 8-fach, das 8-Fache)
ein deutsch-schweizerisches Abkommen (neu auch: deutschschweizerisches)
von neuem, von weitem (neu auch: Neuem, Weitem)
bis auf weiteres, ohne weiteres (neu auch: Weiteres)
seit längerem, binnen kurzem, vor langem (neu auch: Längerem, Kurzem, Langem)
morgen früh (neu auch: morgen Früh)
der blaue Brief, die gelbe Karte (neu auch: Blaue, Gelbe)
du sagen, danke sagen, nein sagen (neu auch: Du, Danke, Nein)
zu Hause, nach Hause (neu auch: zuhause, nachhause)
imstande, zustande, zugrunde (neu auch: im Stande, zu Stande, zu Grunde)
in Frage stellen, mit Hilfe (neu auch: infrage stellen, mithilfe)
potentiell, substantiell, Existentialismus (neu auch: potenziell, substanziell, Existenzialismus)
Ketchup, Panther (neu auch: Ketschup, Panter)
Graphologe, Topographie (neu auch: Grafologe, Topografie)

Als Varianten gelten jedoch nur unterschiedliche Schreibweisen ohne Bedeutungsunterschied (wie Delphin/Delfin). In der neuen Schulschreibung ist die Schreibweise manchmal bei übertragener und wörtlicher Bedeutung vorgeschrieben (näherkommen = in grössere Beziehung treten, näher kommen = in größere Nähe kommen), manchmal nur bei übertragener (richtigstellen = berichtigen, aber: die Uhr richtig stellen/richtigstellen), manchmal nur bei wörtlicher (sitzen bleiben = auf dem Stuhl sitzen bleiben, aber: in der Schule sitzenbleiben/sitzen bleiben). Die SDA drückt mit unterschiedlichen Schreibweisen wo möglich weiterhin den Bedeutungsunterschied aus:

ein naheliegender Gedanke / ein nahe liegendes Gehöft (nicht: naheliegendes)
in der Schule sitzenbleiben
(nicht: sitzen bleiben) / auf dem Stuhl sitzen bleiben
den Politiker kaltstellen / ein Getränk kalt stellen
(nicht: kaltstellen)
eine Behauptung richtigstellen / die Uhr richtig stellen
(nicht: richtigstellen)
ein frischgebackenes Ehepaar / frisch gebackene Brötchen (nicht: frischgebackene)
ein vielversprechender / viel versprechender Politiker
ein wohldurchdachter / wohl durchdachter Plan

eine Handvoll Kirschen
(eine kleine Menge) / eine Hand voll Kirschen (die Hand voller Kirschen)

Die SDA wendet die herkömmlichen Kommaregeln an:

Er schimpfte auf die Regierung, und sein Publikum applaudierte (mit Komma)
Er fiel, von einer Kugel getroffen, vom Pferd (mit Kommas)
Er empfahl, dem Lehrer nicht zu widersprechen (mit Komma)

Wo die SDA Silbentrennung anwendet, trennt sie bei Varianten herkömmlich:

Psych¦iater, dar¦auf, Inter¦esse
aber: Zu¦cker, Meis¦ter (keine herkömmliche Variante vorgesehen)

In einigen Fällen verwendet die SDA gemäss den Empfehlungen der SOK die neue Rechtschreibung nicht. Dies betrifft Fremdwörter, ä-Schreibungen, „volksetymologische“ Herleitungen, geographische Ableitungen und Ableitungen von Personennamen, Fälle der Gross-/Kleinschreibung sowie die Einzelfälle rauh, Jäheit, Roheit, Zäheit, As, Mop, Step[tanz], Tip.

– Fremdwörter

Die neue Rechtschreibung nimmt bei der Schreibweise von Fremdwörtern ungenügend auf den Usus in der Schweiz Rücksicht. Die SDA verwendet deshalb in einigen Fällen von der neuen Rechtschreibung abweichende Schreibweisen, z.B.: Apéritif, Caramel, Cédille, Championnat, Cognac (Weinbrand), Communiqué, Couvert, Crème, Début, Décharge, Décolleté, Eclat, Enquête, Entrée, Friteuse, Friture, Menu, Nécessaire, Réception (Empfangsbüro), Résumé, Stukkatur, Tea-Room, Tête-à-tête, Vademecum. Bei der ph/f-Schreibung schreibt die SDA Foto, Fotograf, Grafik, Telefon und Telegraf sowie deren Ableitungen mit f, alle andern Wörter mit den Stämmen phot-, phon- und graph- sowie Delphin jedoch nicht. Bei der t/z-Schreibung (potentiell, Existentialismus usw.) ergibt sich die Schreibweise aus dem Grundsatz „Bei Varianten die herkömmliche".

– ä-Schreibungen

Die von e auf ä und umgekehrt geänderten Schreibweisen sind willkürlich herausgepickt. Mit der gleichen Begründung der „Stammschreibung“ hätte man Dutzende oder Hunderte weiterer Wörter verändern können. Die SDA wendet deshalb die neue ä- oder e-Schreibung nicht an und schreibt weiterhin Gemse, Greuel, Stengel, überschwenglich, Wächte. Bei aufwendig, Schenke und Stendel[wurz] ergibt sich die Schreibweise aus dem Grundsatz „Bei Varianten die herkömmliche“. Bändel war schon bisher schweizerisch üblich. Bei Blesshuhn und räkeln (es gibt sowohl herkömmlich wie neu die e- und die ä-Variante) bleibt die SDA bei diesen Schreibweisen.

– „volksetymologische“ Herleitungen

Die SDA wendet die als Erleichterung für Primarschüler eingeführten, „volksetymologischen“, d.h. falschen Herleitungen nicht an und bleibt bei behende, belemmert, deplaziert, einbleuen, numerieren, Platitüde, plazieren, Quentchen, schneuzen, Tolpatsch, Zierat. Bei Mesmer ergibt sich die Schreibweise aus dem Grundsatz „Bei Varianten die herkömmliche". Bei gräulich (zu grau)/greulich (zu Greuel) beachtet die SDA weiterhin den Bedeutungsunterschied.

– geographische Ableitungen und Ableitungen von Personennamen

Bei mehrgliedrigen geographischen Namen ohne Bindestrich schreibt die SDA das Adjektiv in einem Wort (sanktgallisch, abgekürzt: st.-gallisch, costaricanisch, srilankisch), den Einwohner in zwei mit Bindestrich (San-Marinese). Der Bindestrich wird jedoch bei Ableitungen auf -er weggelassen (Bad Ragazer, St. Galler, New Yorker, Sierra Leoner). Bei (mit Bindestrich geschriebenen) Zusammensetzungen mit zwei geographischen Namen (Doppelnamen) bleibt der Bindestrich sowohl im Adjektiv wie beim Einwohner erhalten: guinea-bissauisch, Papua-Neuguineer, schleswig-holsteinisch, Baden-Württemberger.

Ableitungen von Personennamen auf -isch und -sch schreibt die SDA grundsätzlich klein (ohmsches Gesetz, goethesche Gedichte), unabhängig davon, ob die Person als Schöpfer bzw. Verursacher dahintersteht (früher Grossschreibung) oder der Begriff bloss nach der Person benannt wird. Ausnahme: zum Begriff gewordene Ableitungen wie Cansteinsche Bibelanstalt, Halleyscher Komet (nur gross). Wenn (in beiden Fällen) der Name hervorgehoben werden soll, schreibt die SDA ausnahmsweise gross, jedoch ohne Apostroph (Ohmsches Gesetz, Goethesche Gedichte).

– Fälle der Gross-/Kleinschreibung

Die SDA schreibt Verbindungen mit -mal weiterhin klein und zusammen (jedesmal, zum erstenmal, beidemal, das letztemal, dutzendmal).

Die SDA schreibt Pronomen weiterhin klein: der erstere, der letztere, das wenigste, verschiedenes, manches, alles mögliche, der erste, der gekommen ist, jung und alt, arm und reich, gross und klein, der nächste, der erste beste, die vielen, kein einziger. Die Schreibweisen der eine, der andere usw. ergeben sich aus dem Grundsatz „Bei Varianten die herkömmliche“.

Die SDA schreibt Adverbialien weiterhin klein: im übrigen, im folgenden, im allgemeinen, im voraus, im weiteren, im nachhinein, im besonderen, im grossen und ganzen. Die Schreibweisen bei weitem, aufs beste, ohne weiteres usw. ergeben sich aus dem Grundsatz „Bei Varianten die herkömmliche“.

Die SDA schreibt lateinische und griechische Fügungen und Fügungen aus romanischen Sprachen, die nicht mit einer Präposition beginnen, weiterhin mit grossem erstem Buchstaben, den Rest klein: Ultima ratio, Angina pectoris, Modus vivendi, Tête-à-tête, Commedia dell’arte; aber: à la carte, cum laude.

Gestützt auf weitere angekündigte Empfehlungen der SOK, können sich bei der Gross-/Kleinschreibung noch zusätzliche Abweichungen von der schulamtlichen Rechtschreibung ergeben.

– Einzelfälle

Die SDA schreibt weiterhin rauh (nicht: rau), Jäheit (nicht: Jähheit), Roheit (nicht: Rohheit), Zäheit (nicht: Zähheit) und (trotz rauh) Rauheit. Hoheit wird auch nach neuer Rechtschreibung mit nur einem h geschrieben.

Die SDA schreibt ferner weiterhin As, Mop (nicht: Mopp), Step[tanz] (nicht: Stepp[tanz] und Tip (nicht: Tipp) und schreibt entsprechend diesen Beispielen und der Empfehlung der SOK folgend, auch Stop.


Fälle, in denen der Grundsatz „Bei Varianten die herkömmliche“ zu keiner eindeutigen Schreibweise führt

Wenn mehrere neue Varianten bestehen, die mit keiner herkömmlichen übereinstimmen, z.B.

herkömmlich: auf seiten neu: aufseiten/auf Seiten
Platitüde Platitude/Plattitüde

oder die mit mehreren herkömmlichen übereinstimmen, z.B.

herkömmlich: an Stelle/anstelle neu: an Stelle/anstelle
so dass/sodass so dass/sodass

führt die Anwendung des Grundsatzes „Bei Varianten die herkömmliche" zu keinem Entscheid für eine Schreibweise. Fälle des ersten Typs gibt es v.a. in mehrgliedrigen englischen Fügungen und beim Zusammentreffen von drei gleichen Konsonanten mit folgendem Vokal, z.B.

herkömmlich: Air-condition neu: Air-Condition/Aircondition
Stilleben Stillleben/Still-Leben

Fälle des zweiten Typs gibt es v.a. in Fremdwörtern und geographischen Namen sowie bei der e/ä-Schreibung, z.B.

herkömmlich: Sketch/Sketsch neu: Sketch/Sketsch
Mosambik/Moçambique Mosambik/Moçambique
Blesshuhn/Blässhuhn Blesshuhn/Blässhuhn

Die SDA hat in Zusammenarbeit mit der Schweizer Orthographischen Konferenz umfassende Wörterlisten erstellt (www.sok.ch). Aus diesen kann die für die SDA gültige Schreibweise in solchen Fällen und wo sie von der neuen Rechtschreibung abweicht, ersehen werden.

Die SDA befürwortet eine Anpassung des schulamtlichen Regelwerks bzw. Wörterverzeichnisses gemäss den Empfehlungen der SOK.


Unterschiede zu den übrigen deutschsprachigen Nachrichtenagenturen

Die übrigen deutschsprachigen Nachrichtenagenturen (AFP, AP, APA, Dow Jones, ddp, dpa, epd, KNA, Reuters, sid) bleiben bei allen Schreibweisen innerhalb des schulamtlichen Regelwerks. Bei Varianten verwenden sie die von Duden und Wahrig übereinstimmend empfohlene. Wo Duden und Wahrig unterschiedliche Varianten empfehlen, verwenden die Agenturen „ganz überwiegend“ die herkömmliche Schreibweise (www.die-nachrichtenagenturen.de).

Die SDA hat sich dieser Systematik nicht angeschlossen, weil sie nach ihrer Meinung zu einer komplizierteren „Hausorthographie“ und zu inkonsistenten Schreibweisen führt (gut gehend, aber: gutgehen, gar gekocht, aber: hartgekocht, Mammografie, aber: Choreographie usw.).

Dass die SDA eine leicht abweichende Rechtschreibung pflegt, ist jedoch nicht neu. So hat sie gemäss schweizerischem Usus und im Gegensatz zu den übrigen deutschsprachigen Agenturen schon immer ss für ß geschrieben und Fremdwörter viel zurückhaltender eingedeutscht. Diese Fälle sind weit zahlreicher als die Unterschiede aufgrund der unterschiedlichen Handhabung der neuen Rechtschreibung.

Arbeitsgruppe deutsche Rechtschreibung der SDA